Drei Fragen an amm-Beirätin Barbara Leu

Barbara Leu ist eidg. anerkannte Psychotherapeutin und Psychoonkologin SGPO. Sie arbeitet am

Zürcher Lighthouse und am Stadtspital Zürich.

1. Sie sind neu im Beirat der amm. Was hat Sie bewogen, diese Aufgabe zu übernehmen?

 

Ich unterstütze einerseits den individuellen, interprofessionellen Ansatz der amm, der sich auf verschiedene Wissensgebiete der Medizin, aber auch auf Philosophie, Ethik, Kunst und Psychotherapie stützt. Das ist in unserer Zeit erstrebenswert und sehr wertvoll. Andererseits schätze ich das zutiefst humane und ganzheitliche, auch existenzielle (den Menschen in seiner conditio humana annehmende) Menschenbild der amm. Dafür engagiere ich mich gerne!

 

2. Welcher Aspekt der Menschenmedizin ist Ihnen besonders wichtig? In welchem Bereich sehen Sie besonders dringenden Handlungsbedarf?

 

Dies sehe ich auch als gesellschaftliche und politische Frage. Ich denke, wir bräuchten in unserer Gesellschaft ein Verständnis, das menschliches Leiden nicht tabuisiert, sondern integriert. Was heisst «Gesundheit», was «Krankheit»? Wo sind uns Menschen, wo sind unserer Medizin Grenzen gesetzt? Können wir diese akzeptieren? Wie geht die Medizin mit «Scheitern» um? Ist alles Machbare auch sinnvoll? Wie ist der Umgang der Medizin mit nicht kurativen, also palliativen Situationen? Das heutige Gesundheitssystem geht diese Fragen nicht mit dem nötigen Gewicht an oder weicht ihnen sogar völlig aus. Das muss sich ändern.

 

3. Wenn Sie darüber entscheiden könnten: Welche konkrete Änderung würden Sie am Gesundheitswesen in der Schweiz vornehmen und warum?

 

Eine gesetzliche Verankerung der Palliative Care. Das erachte ich als unerlässlich und ich möchte mich auch ganz konkret dafür engagieren.